Teil des VFR-Zuchtprogrammes, jährliche Anpassung

Das Zuchtprogramm Das Zuchtprogramm des RZV ist Teil des Zuchtprogrammes der VFR und wird gemeinsam mit dem Fachzentrum Rinderzucht am AELF Bayreuth realisiert. Ziel ist die stetige genetische Verbesserung der Rinderbestände und damit auch der Wirtschaftlichkeit des gesamten Rinderbestandes. Damit wird auch die enge Zusammenarbeit mit den im Gebiet der VFR tätigen Besamungsstationen begründet, denn die Besamungsbullen sind in jedem Zuchtprogramm entscheidend. Hier setzt allerdings das neue deutsche Tierzuchtgesetz an, das im Sinne des freien Marktzuganges für Dienstleistungen innerhalb der EU

- die Verantwortlichkeit für das Bullenprüfprogramm
- die Definition der Prüfergebnisse sowie
- den freien Tier- und Sameneinsatz bei Beachtung strenger seuchenhygienischer Grundsätze
neu regelt. Das Zuchtprogramm basiert auf den Zielen des aktuellen Zuchtzieles für eine Rasse und ist nur bei langfristiger Kontinuität erfolgreich. Die  Änderung von Gewichtungen in der Zuchtwertschätzung entspricht den Zucht- und Produktionszielen in der Rinderproduktion. Weitere wichtige Ziele des Zuchtprogrammes sind gesunde Tierbestände und die Erhaltung der genetischen Vielfalt in der Population. Das wird durch staatliche Fördermaßnahmen unterstützt und soll für die Zukunft auch genetische Alternativen erhalten helfen. Hilfe zur Selbsthilfe
Die staatliche Zuchtberatung des Fachzentrums Rinderzucht am ALF Bayreuth ist eine wichtige Säule bei der Durchführung des Zuchtprogrammes, indem
- ohne kommerzielle Interessen mit hohem Sachverstand die Selektion der potentiellen Bullenmütter durchgeführt wird,
- daraufhin gezielte Paarungsempfehlungen ausgesprochen werden und damit die Reproduktion des Besamungsbullen
- und Bullenmutterbestandes auf hohem Niveau gesichert wird,
- das System der  Zuchtförderung begleitet und überwacht wird,
- hoheitliche Aufgaben wie die Überwachung der Leistungsprüfung und der Durchführung der Besamung sowie der Abstammungssicherung übernommen werden. Unterstützung der Zucht durch Erforschung der Gene? Es ist bekannt , daß das Rinder-Genom, das heißt das gesamte chromosomale Erbgut oder alle Gene auf den Chromosomen des Rindes erforscht ist.
Was ist daraus abzuleiten ?
Da die allermeisten Leistungsmerkmale, Exterieur- und Fitnessmerkmale aber von der Wirkung nicht nur eines Gens, sondern einer Vielzahl von Genen im Zusammenspiel abhängig sind, ist eine gezielte wirtschaftliche Verwertung durch die enorme Verbesserung der Computer und die Nutzung von genetisch-technischen Möglichkeiten aus der Humanmedizin, der Feststellung von heute bis zu 54000 Markern (SNP`S) auf einem Chip und bei übersehbaren Kosten notwendig. Die herkömmliche Zuchtwertschätzung auf der Basis der Pedigrees und über die herkömmliche Nachkommenschaftsprüfung wird nun seit 2010/2011 mit der genomischen Zuchtwertschätzung kombiniert und ermöglicht so beim Kalb schon weitreichende Aussagen zum genetischen Wert des Tieres in allen wichtigen Merkmalen.  Das Klonen von Nutztieren bleibt nach wie vor die wissenschaftliche Ausnahme und hat mit der genomischen Zuchtwertschätzung nichts zu tun, aber auch nicht mit einer Genmanipulation oder den Einbau fremder Gene in das Genom.
 
Einige andere wichtige Gebiete für die Genomerforschung gibt es aber schon, so die Erforschung bestimmter genetisch bedingter Krankheiten bei Mensch  und  Tier, wie zum Beispiel die Arachnomelie beim Rind. Interessant wird die genomische ZWS vor allem bei Merkmalen mit niedriger Erblichkeit, wie bei der Fitness, die konventionell züchterisch nur sehr schwer über die Selektion zu verbessern sind. Beide Komplexe werden  auch im Forschungsverbund FUGATO-funktionelle Genomanalyse Rind- wissenschaftlich bearbeitet. Der RZV ist über die VFR Mitglied in dieser Einrichtung und leistet einen finanziellen Beitrag. FUGATO wird durch das Bundesforschungsministerium wesentlich gefördert und die interessierten wissenschaftlichen Einrichtungen müssen ihre Forschungsschwerpunkte auf dem Gebiet in einer Ausschreibung anbieten und begutachten lassen. Zur Zeit sind neben anderen Projekten folgende für das Fleckvieh besonders interessant:
- Die Genkartierung und ein praktikabler Gentest zur Erkennung der Trägertiere  der rezessiven Arachnomelie.
- Die Genkartierung und Selektionunterstützung bei Mastitis.
- Die Ursachen des embryonalen Frühtodes als eine Ursache schlechter Fruchtbarkeit.  Ein möglichst großer Pool umfangreicher genomisch untersuchter Bullen, die aber bei Sicherheiten im GZW von über 85 % auch ausreichend Töchter sind als lernstichprobe die eigentliche Vorraussetzung für die markergestützte Selektion. Diese verspricht für Zuchtrinder noch ohne Eigenleistung eine höhere Sicherheit der Selektion und diese separate ZWS wird für ausgewählte Tiere wie Prüfbullenkanditaten und Zuchtkälber qualifizierte Selektionsentscheidungen gestatten.  Dieser Schritt der genomischen Selektion auf der Basis von Markern und direkter Genanalyse  wird die Rinderzucht mit deutlich höheren Zuchtfortschritten belohnen.
                                             
Die Umsetzung des Zuchtprogrammes im Zuchtjahr
Das Zuchtprogramm besteht aus den 2 Teilen
- konventionelle Gezielte Paarung
- Innovatives Zuchtprogramm mit bestimmten Tiergruppen und Biotechniken, um bestmögliche Vatertiere, in erster Linie für die Besamung bereitzustellen. Konventionelle Gezielte Paarung
Das schlechthin als gezielte Paarung bekannte Zuchtprogramm erfasst über die Selektion und gezielte  Anpaarung alle als Bullenmütter selektierten Kühe der oberfränkischen Population in den Herdbuchbetrieben. Dabei kann auch der Embryotransfer genutzt werden.
Die Bullenmütter haben die gleichen Mindestvoraussetzungen wie bisher zu erfüllen und müssen ein Exterieur haben, das über Söhne die Population weiter verbessern kann. Die Selektion erfolgt in der Regel nach Abschluss der ersten Laktation, bei Erreichen der Mindestwerte in späteren Laktationen  können auch ältere Kühe noch Bullenmutter werden. Bei den Absolutleistungen sollte statt der Milchleistung  eher die Eiweißleistung in der Laktation als weiteres Kriterium dienen, wobei hier für eine Bullenmutter über 270 kg Eiweiß, besser 300 kg in der Laktation anzustreben sind. Auch bei guten Indexwerten wie GZW oder MW werden von den Prüfbullenmüttern schwächere Absolutleistungen kaum mehr akzeptiert. Nach der Selektion der vom LKV gemeldeten potentiellen Bullenmütter durch die Fachberater des SG Rinderzucht als bestätigte Bullenmütter erhält der Tierhalter einen schriftlichen Paarungsvorschlag mit einem der aktuellen Bullenväter. Ausnahmsweise kann das aber auch ein anderer geeigneter Bulle sein.  Der Fremdblutanteil  sollte bei der Bullenmutter 12,5 % nicht übersteigen. Oberfranken hat nach LKV-Angaben den niedrigsten Fremdblutanteil in der Population . Aus dem Pool der Bullenmütter rekrutieren sich die Kühe, die den Besamungsstationen Neustadt/Aisch und Wölsau  für einen Anpaarungsvertrag vorgeschlagen werden – siehe unten. Selektionschärfe
Aufgrund der Umstellung der Bewertung von den gedruckten Karten des LKV zur Bewertung mit dem Smartphone ist eine landkreisbezogene Aussage zur Selektionsschärfe nach der Selektion nicht mehr sinnvoll. Selektionsgründe waren bei 4,6 % der negativ selektierten Kühe der Rahmen, 2,2 % scheiterten bei der Bemuskelung, bei 18,1 % war es  das Euter und die Melkbarkeit und bei 10,3 % das Fundament . Weitere  dieser Kühe fallen aus sonstigen Gründen, wie z.B. Fremdblutanteil als Bullenmütter aus. Von den in diesem Jahr erstmals gemeldeten  Fleckviehkühen mit Status 32  konnten sich oder 29,5 % nach der Exterieurbewertung als Bullenmutter qualifizieren. Insgesamt wurden 1400 potentielle Bullenmütter Fleckvieh gemeldet. Davon erhielten 554 Kühe einen Gezielten Paarungsvorschlag. Davon sind 204 Bullenmütter mit einem erstmaligen Vorschlag und sonst ältere Bullenmütter. Innovatives Zuchtprogramm 
Innovative Zuchtverfahren sind 2011 nicht mehr EU-förderfähig.
Innovative Zuchtpraktiken gibt es in Bayern offiziell seit 1998. Sie waren anfangs darauf angelegt, hochüberlegene junge Zuchttiere zu nutzen. Dabei stand die Verkürzung des Generationsintervalles bei akzeptabel geringerer Sicherheit im Mittelpunkt. Die geringere Leistungssicherheit der Mütter geborener männlicher Kälber sollte dann durch die nach Selektion zu gewährende Aufzuchtprämie für nicht in den Prüfeinsatz übernommene Bullen ausgeglichen werden. Inzwischen werden auch zugunsten einer hohen Leistungssicherheit und der erwiesenen Nutzungsdauer Bullenmütter mit seltenen genetischen Kombinationen über dieses Programm innovativ genutzt.  Der Embryotransfer soll überhaupt die Garantie bieten, bei entsprechender Selektion  der geborenen männlichen Kälber später auch Bullen für den  Prüfeinsatz zu erzielen.  Oberfranken war und ist ein Vorreiter der Idee.  Mit  dem weitaus höchsten Anteil von Jungkuh-ET an den Innovativen Maßnahmen und zukünftig auch Jungrindern wird der RZV Oberfranken auch künftig seinen Zuchtbeitrag leisten. Die überlegene Jungkuh mit dem ersten Kalb vereint Generationsintervallverkürzung und Sicherheit der Eigenleistung in vertretbarem Maße und wurde immer in Oberfranken stark favorisiert. Das genotypisierte Jungrind gewinnt damit an Sicherheit und ist so für die Zukunft hochaktuell.